Die am Mittelmeer gelegene phönizische Stadt Tyrus (im heutigen Libanon) existierte bereits schon seit dem zweiten Jahrtausend v. Chr. Das besondere an der Stadt war, dass sie aus zwei Teilen bestand. Einem Hauptteil auf dem Festland und einem später gebauten Teil auf einer nahe gelegenen Insel. Zur Unterscheidung wird der Hauptteil als Alttyrus und der Inselteil als Neutyrus bezeichnet. Tyrus war, durch den gut gelegenen Hafen, eine blühende Metropole, deren Bewohner emsig Handel trieben. Das machte Tyrus zu einer reichen Stadt, was bereits zu Salomos Zeiten bekannt war.
Der Prophet Hesekiel aus dem Alten Testament der Bibel beschreibt Tyrus und auch deren Handelspartner im 27. Kapitel. Gott kündigte durch ihn bis ins Detail die kommende Zerstörung von Tyrus an. Um uns ein Bild dieser genauen Prophetie machen zu können, werden nun die einzelnen Verse aus Hesekiel und gleich im Anschluss daran deren Erfüllung angeführt:
Hesekiel 26,3: „Darum, so spricht der Herr HERR: Siehe, ich will an dich, Tyrus! Und ich werde viele Nationen gegen dich heraufführen, wie das Meer seine Wellen heraufführt.“
Bereits 585 v. Chr., ein Jahr nachdem die Prophetie ausgesprochen war, kam der babylonische König Nebukadnezar II. und belagerte Alttyrus 13 Jahre lang. Schliesslich wurde es eingenommen und gehörte somit zum neubabylonischen Reich. Dieses Reich wurde 539 v. Chr. vom Perserkönig Kyros erobert, somit kam Alttyrus unter persische Herrschaft.
Im Jahr 334 v. Chr., 252 Jahre nach der ausgesprochenen Prophetie über Tyrus, belagerte Alexander der Grosse Neutyrus und eroberte es schliesslich.
Hesekiel 26, 4-5a: „Und sie werden die Mauern von Tyrus zerstören und seine Türme abbrechen; und ich werde seine Erde von ihm wegfegen und es zum kahlen Felsen machen. Ein Trockenplatz für Netze soll es werden mitten im Meer“
Alttyrus wurde bereits bei der ersten Belagerung durch Nebukadnezar zerstört, dennoch fand man Ruinen und viel Schutt an der Stelle, an der die Stadt einst gestanden hatte. Durch die aussergewöhnliche Eroberung Neutyrus durch Alexander den Grossen erfüllte sich die Prophetie, dass Alttyrus zum kahlen Felsen gemacht würde, an dem die Fischer auch heute noch ihre Netze zum Trocknen aufhängen. Dazu später mehr.
Hesekiel 26,7: „Denn so spricht der Herr, HERR: Siehe, ich lasse Nebukadnezar, den König von Babel, den König der Könige, vom Norden her über Tyrus kommen, mit Pferden und Wagen und Reitern und einem Aufgebot und mit viel Volk.“
Der babylonische König Nebukadnezar hat, wie bereits oben erwähnt wurde, ein Jahr später (als Erster) Tyrus erobert.
Hesekiel 26,12: „Und sie werden dein Vermögen rauben und deinen Handelsgewinn plündern und deine Mauern abbrechen und deine prächtigen Häuser niederreissen; und deine Steine und dein Holz und dein Schutt werden sie mitten ins Wasser schütten.“
Ab diesem Vers spricht Hesekiel nicht mehr von „er“ (Nebukadnezar), sondern von „sie“ (Alexander dem Grossen). Warum es sich um Alexander den Grossen handelt, kann man wissen, weil erst er den ganzen Schutt von Alttyrus ins Meer warf. Alexander musste sich nämlich etwas einfallen lassen, um auf die Insel nach Neutyrus zu gelangen, die sich ihm nicht freiwillig ergab. Er baute aus den Überresten von der alten Stadt einen 60 Meter breiten und fast einen Kilometer langen Damm zur Insel. Da die Reste von Alttyrus nicht ausreichten, liess er sogar Erde aus der alten Stadt ins Meer schütten. Mit Hilfe des Damms konnte er nun die riesigen Geschütztürme vor die Stadtmauer fahren und sie einnehmen.
Frank Martini. Cartographer - Wikipedia, gemeinfrei
Google Map - heutiges Tyrus (2020)
Hesekiel 26,14: „Und ich werde dich zum kahlen Felsen machen; ein Trockenplatz für Netze sollst du werden, du wirst nicht wieder aufgebaut werden. Denn ich der HERR, habe geredet, spricht der Herr, HERR.“
Die Stadt Tyrus existiert. Jetzt könnte man argumentieren, dass dieser Teil der Prophetie also nicht in Erfüllung gegangen ist. Wenn man jedoch genau hinsieht, entdeckt man, dass an der Stelle, an der die damalige Stadt Tyrus gestanden hatte, heute immer noch kahler Felsen ist. Die heutige Stadt Tyrus wurde aussen herum gebaut und auch der Damm, den Alexander der Grosse damals aufschütten liess, ist heute durch Schwemmsand verbreitert und mit Häusern überdeckt. Die damalige Insel wurde zur Halbinsel. Man kann sich sehr gut von der Gültigkeit der Prophetie überzeugen, wenn man Tyrus mit beispielsweise Google-Maps einmal von oben betrachtet und feststellt, dass an der Küste des Festlands und auf einem Teil der Halbinsel keine Häuser stehen. Genau dort befand sich die antike Stadt Tyrus.
Werner Gitt schreibt in seinem Buch So steht’s geschrieben:
„Diese Aussage müsste eigentlich für die Atheisten eine Herausforderung sein. Sie könnten Geld sammeln, um an diesem Platz eine Stadt zu errichten. Es ist scheinbar sehr einfach, einer Prophetie auf diese Weise entgegenzuwirken, aber nach dem verbürgten Willen Gottes wird es zu einem solchen Vorhaben – wie das Motiv auch immer sein mag – nicht kommen.“
Quelle: So steht’s geschrieben (Werner Gitt)
Artikel: Helen Dünser