Die erstaunliche Kopiergenauigkeit des alten Testaments


Woher wissen wir, dass die Bibel, die wir heute benutzen mit dem Original übereinstimmt?
Kann es sein, dass sich durch das handschriftliche Kopieren Fehler eingeschlichen haben?

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Um dieser kritischen Frage auf den Grund zu gehen schauen wir uns einmal an,
wie die Schriften des alten Testamentes kopiert wurden.

Nachdem das alte Testament zusammengestellt worden war, hatten jüdische Gelehrte, die sogenannten Schriftgelehrten, unter anderem die Aufgabe, den Text mit aussergewöhnlicher Sorgfalt abzuschreiben und somit für dessen Erhalt zu sorgen. Sie mussten sich dazu an folgende, sehr strengen Regeln halten:

  1. Eine Buchrolle musste aus den Häuten kultisch reiner Tiere bestehen und mit Sehnen von ebenso
    reinen Tieren zusammengefügt werden.
  2. Die Länge eines jeden Abschnitts musste zwischen 48 und 60 Zeilen liegen und die Breite musste
    aus 30 Buchstaben bestehen.
  3. Das ganze Manuskript musste zuerst liniert werden. Wenn drei Worte ohne Linien geschrieben wurden,
    war das Ganze wertlos.
  4. Die Tinte musste schwarz sein und nach einem speziellen Rezept hergestellt werden.
  5. Als Vorlage musste immer ein authentisches Manuskript gebraucht werden, wovon der Schreiber
    nicht im Geringsten abweichen durfte.
  6. Kein Wort oder Buchstabe durfte aus dem Gedächtnis aufgeschrieben werden, ohne dass zuvor
    die Vorlage benutzt wurde.
  7. Zwischen den Buchstaben musste ein Zwischenraum gelassen werden, der so breit wie ein Haar oder ein Draht war. Zwischen den Paragraphen ein Abstand von neun Buchstaben und zwischen den Büchern ein Freiraum von drei Zeilen.
  8. Der Kopierer musste Jude sein, ganz gewaschen und ein reines jüdisches Gewand tragen.
  9. Wenn der Name Gottes geschrieben wurde, durfte die Feder nicht gerade neu in die Tinte eingetaucht worden sein.
  10. Selbst wenn der Schreiber von einem König angesprochen wurde, während er den Namen Gottes schrieb,
    musste er diesen ignorieren.

Sobald eine Buchrolle diesen Kriterien nicht entsprach, musste sie vernichtet werden.

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Die jüdischen Kopierer in späteren Zeiten, die sogenannten Masoreten, gingen sogar noch einen Schritt weiter. Sie brachten neben dem kopierten Text Randbemerkungen an. Diese Bemerkungen umfassten Zählungen aller Buchstaben, Wörter und Verse, die in einem Buch vorkamen. Darüber hinaus wurde auch ausgerechnet, welcher Buchstabe und welcher Vers in der Mitte eines jeden Bibelbuches stehen mussten, was durch die genaue Abstandsreglung aus der obigen Aufzählung möglich war.

Vielleicht kommt uns das übertrieben vor, aber es verdeutlicht die grenzenlose Ehrfurcht der Schreiber vor den Texten der Bibel. Sie wollten dadurch verhindern, dass nicht ein Buchstabe oder ein kleinster Teil eines Buchstabens verloren geht. Ein Beweis für die genaue und gewissenhafte Kopierarbeit lieferten 1947 die Funde sehr alter alttestamentlicher Abschriften in den Höhlen bei Qumran. Sie waren etwa 1000 Jahre älter, als die bisher ältesten Abschriften. Nun konnte überprüft werden, ob sich über die vielen Jahrhunderte vielleicht Fehler eingeschlichen haben.

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Zum Erstaunen aller stimmten die alten Qumranschriften mit den um tausend Jahre jüngeren Schriften in 95% überein. Die restlichen 5% beschränkten sich auf unbedeutende Schreibfehler und kleine Buchstabierungs-unterschiede.

Dieser Fund macht auf erstaunliche Weise deutlich, dass die gewissenhafte Kopierarbeit sich ausgezahlt hat. Wir können dadurch annehmen, dass wir auch heute noch einen Bibeltext zur Verfügung haben, der mit dem ursprünglichen übereinstimmt!

 Quelle: So entstand die Bibel...

Artikel: Helen Dünser